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Was macht die Krise mit den Immobilienpreisen?



Auswirkungen der Immobilienkrise: Für Investoren wird es wohl schwerer werden, doch Eigenheimbesitzer dürfen gelassen bleiben.
Man pfeift im Keller - und schon ist die Dunkelheit nicht mehr so bedrohlich. Den meisten Kindern hilft's. Warum soll das nicht auch für andere Lebenslagen gelten? So versammelte sich in dieser Woche eine Branche beim Tagesspiegel- Treffpunkt Immobilien, um sich Mut zuzusprechen. Motto des Abends: "Die Krise als Chance - Die Rolle Berlins auf dem deutschen Immobilienmarkt". So hieß auch der Vortrag von Immobilienberater und Branchen-Schwergewicht Wulff Aengevelt, dessen optimistische Prognose von den knapp 150 Gästen im Ritz Carlton begierig aufgenommen wurde. Die Botschaft: So dicke wie befürchtet, wird es in der Hauptstadt für Investoren, Makler und Häusle-Besitzer nicht kommen. Noch immer zieht die Stadt internationale Klientel an. Manche investieren, andere wollen gleich fest hier wohnen oder zumindest ein Standbein in der dynamischen Metropole haben. Jung und kreativ ist Berlin, allerdings auch arm. Haushaltsnettoeinkommen und Arbeitslosenzahlen veranlassen eher nicht zu Euphorie.

So ist die Unsicherheit auch bei Fachleuten erheblich. Das lässt sich allein an den konträren Schlagzeilen in den Zeitungen ablesen. Zwischen "Immobilienpreise halbiert" bis zu "In Berlin gibt's noch keine Immobilienkrise" wird spekuliert, dramatisiert, hochgerechnet und gemutmaßt. Die fraglichen Auswirkungen der Finanzkrise auf den Immobilienmarkt hinterlassen Spuren, manchen verschlagen sie gar die Sprache. Bei der Zitelmann Positionierungs-Beratung, die sich als führendes Immobilien- und Fondsunternehmen sieht, mag man derzeit "grundsätzlich keine Einschätzungen über die Preisentwicklung" abgeben.

In Prenzelberg lieber mieten

Die meisten Markt-Akteure nehmen die Unsicherheit eher pragmatisch - man trennt einfach die Äpfel von den Birnen. "Während der Eigenheimmarkt stabil ist, mussten einige Investoren auf den Boden der Tatsachen zurückkommen", sagt Thomas Wernicke, Chef des Berlin-Brandenburgischen Landesverbandes im Ring Deutscher Makler. Bei selbst genutzten Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen rechnet er mit moderaten Preissteigerungen. Auch, weil in guten Lagen nicht viele Objekte auf dem Markt sind. Wer eine Immobilie in Frohnau, Steglitz-Zehlendorf oder Charlottenburg-Wilmersdorf besitzt, brauche sich nicht zu sorgen. Trotzdem würden viele Eigentümer, die eigentlich zeitnah einen Verkauf planten, jetzt lieber abwarten. Viele seien verunsichert, vor allem wegen der Frage, wo sie den Verkaufserlös sicher anlegen könnten.

Optimistisch gibt sich Dirk Wohltorf vom Immobilienverband Deutschland (IVD) in Berlin-Brandenburg: "Wer jetzt zu den günstigen Zinsen in guter Lage eine Wohnung kauft, wird sich in zehn bis 15 Jahren beglückwünschen, da wette ich drauf." In angesagten Ecken à la Prenzlauer Berg würde er allerdings lieber mieten, statt zu kaufen. "Solche Hypes um einzelne Kieze vergehen auch wieder", meint Wohltorf.

Michael Schick, Sprecher des IVD Deutschland, guckt über den Tellerrand: "Man kann durchaus Prognosen abgeben. Ganz klar: Den Berliner Investorenmarkt - besonders bei Hotels und Büroimmobilien - betrifft die Finanzkrise durchaus. Da muss man mit Preisrückgängen bis zu 25 Prozent rechnen. Aber der Markt für Einfamilienhäuser und Wohnungen bleibt stabil. Wir hatten ja keine Preisblase in Deutschland. Es gibt weder ein Nachfrage- noch ein Finanzierungsproblem." Wenn Schick recht hat, können Eigenheimbesitzer sich auch weiterhin ein Liedchen pfeifen - und das sogar im eigenen Keller.
24. Januar 2009


Quellen:

24. Januar 2009 Der Tagesspiegel