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Römischer Hof in Mitte wechselt den Besitzer


Berliner Morgenpost
Monopoly Unter den Linden: Das Unternehmen Vivico trennt sich von einem der repräsentativsten Gebäude. Der Römische Hof soll an einen bekannten deutschen Firmengründer verkauft worden sein - nicht die einzige vermögende Privatpersonen, die sich jetzt für Berliner Edel-Immobilien interessiert.

Eines der repräsentativsten Gebäude am Berliner Prachtboulevard Unter den Linden hat den Besitzer gewechselt. Wie Morgenpost Online aus Branchenkreisen erfuhr, hat sich die Vivico Real Estate GmbH von ihrem Büro- und Geschäftshaus „Römischer Hof“ getrennt. Käufer soll ein bekannter deutscher Firmengründer sein. Die Vivico selbst wollte sich zu dem Verkauf nicht äußern. „Kein Kommentar“, heißt es in der Unternehmensleitung. Die Vivico, 2001 gegründet, um Liegenschaften aus ehemaligen Eisenbahnbeständen zu veräußern, gehört seit 2007 zum österreichischen Immobilienunternehmen CA Immo.

Der Römische Hof ist eines der eindrucksvollsten historischen Gebäude Unter den Linden. Der Vivico fiel das ehemalige Bankhaus an der Ecke Charlottenstraße als ehemaliger Besitz der Deutschen Reichsbahn zu. 1943 war das Gebäude im hinteren Teil durch eine Luftmine zerstört worden. Der gesprengte Seitenflügel und die ruinöse, aber prächtige Fassade machten aus der Kriegsruine bis Mitte der 2000er Jahre eine vielfotografierte Touristenattraktion. Die Vivico hatte das 1910 errichtete Haus 2005 bis 2006 aufwendig saniert. Allein die Kosten für die Sanierung sollen damals 25 Millionen Euro betragen haben. Heute sind dort unter anderem der Palazzo Italia und Ferrari Mieter.

Notverkäufe in der Krise

Der Verkauf der Edel-Immobilie Unter den Linden reiht sich ein in eine ganze Reihe spektakulärer Immobiliendeals in diesem Jahr. Während Branchenexperten noch Anfang des Jahres befürchtet hatten, die weltweite Finanzkrise würde auch den Immobilienmarkt zumindest im hochpreisigen, bankenfinanzierten Segment in der deutschen Hauptstadt lahmlegen, zeigt sich mittlerweile ein ganz anderer Trend. So wechselten 2009 unter anderem das Geschäftshaus die Mitte auf dem Alexanderplatz, das Einkaufszentrum Forum Steglitz, das Hotel- und Wohnprojekt „Yoo Berlin“ am Schiffbauerdamm und das denkmalgeschützte Haus Cumberland am Kurfürstendamm den Besitzer. „Natürlich versuchen die Verkäufer es so darzustellen, als handelten sie nicht aus der Not heraus“, sagt Andreas Schulten vom Analysehaus BulwienGesa. „Aber jeder, der jetzt verkauft, weiß auch, dass er zumindest keine Höchstpreise erzielen kann.“

Gutes Beispiel für einen solchen Notverkauf ist das Haus Cumberland durch die Orco Germany. Diese musste verkaufen, um der in finanzielle Schieflage geratenen luxemburgischen Muttergesellschaft Orco Property flüssiges Kapital zu verschaffen. Der Kaufpreis soll rund 30 Millionen Euro betragen – deutlich weniger als die 40 Millionen Euro, die Orco ursprünglich für den Komplex gezahlt hatte.

In Branchenkreisen wird denn auch spekuliert, dass die österreichische Vivico-Mutter CA Immo, die in ganz Europa Immobilien besitzt, Geld braucht. Nicht in allen europäischen Metropolen ist die Krise auf dem Immobilienmarkt so glimpflich verlaufen wie in Berlin. Dass es sich bei dem Käufer um eine vermögende Privatperson handeln soll, ist für Marktanalysten keine Überraschung. „In den vergangenen sechs Monaten beobachten wir verstärkt, dass vermögende Privatpersonen, die sich an anderen Geldanlageformen die Finger verbrannt haben, in hochpreisige, mit geringem Risiko behaftete Lagen investieren“, so Schulten.m Aber auch der Verkauf ganzer Wohnungsbestände, eigentlich ein Phänomen aus den Boomjahren 2006/2007, ist offenbar in Berlin wieder möglich.

Paketverkauf von 1000 Wohnungen

So hat Anfang dieses Monats die Colonia Real Estate drei Berliner Objektgesellschaften mit insgesamt 937 Wohnungen und 79 Gewerbeeinheiten verkauft. Käufer ist ein Konsortium aus conwert Immobilien Invest SE und der Kronberg RE Deutschland GmbH. „Bei den Wohnbeständen handelt es sich um sanierte und teilsanierte Wohnungen in Schöneberg, Wedding, Neukölln und Steglitz“, sagt Colonia-Sprecher Thomas Busch. Für die rund 1000 Wohnungen hat das Unternehmen knapp 67 Millionen Euro erzielt. „Angesichts der Marktsituation ein ordentlicher Preis“, sagt der Sprecher weiter. „Mit der Transaktion haben wir uns entschuldet und einen Gewinn im niedrigen einstelligen Millionenbereich realisiert.“
Für Dirk Wohltorf, Vorsitzender des Immobilienverbandes IVD in Berlin-Brandenburg, ist ein Paketverkauf dieser Größenordnung eine gute Nachricht: „So etwas hatten wir in diesem Jahr noch nicht“, sagt er. Die meisten Investoren kämen derzeit aus Deutschland. „Die suchen überschaubare Immobilienpakete mit fünf bis zehn Häusern“, sagt er. Der Deal beweise, dass „der Markt in Berlin sich wieder auf einem gesunden Niveau bewegt.“
29. September 2009


Quelle:

29. September 2009 Berliner Morgenpost