Makler zahlen Tausende Euro für heiße Tipps
Der immensen Nachfragen nach hochwertigen Wohnimmobilien steht kaum ein Angebot gegenüber. Deswegen greifen Makler jetzt in die Kriegskasse.
Zum Schutz vor der Inflation wollen immer mehr Deutsche ihr Geld in Eigentumswohnungen und Miethäuser in guten Lagen investieren – doch kaum ein Eigentümer will sich von seiner Immobilie trennen. Darunter leidet inzwischen massiv das Geschäft der Makler. Immer mehr Vermittler zahlen deshalb inzwischen sogenannte „Tippprovisionen“, um an begehrte Objekte gelangen zu können.
„Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in guten Lagen übersteigt derzeit bei weitem das Angebot“, weiß Dirk Wohltorf, Vorstandsvorsitzender des Regionalverbands Berlin-Brandenburg in der Maklerorganisation Immobilienverband Deutschland (IVD). „Immer mehr Makler zahlen deshalb Provisionen an Privatleute für Hinweise auf zum Verkauf stehende Objekte.“ Bereits in der Vergangenheit hatten einige Vermittler auf diese Weise versucht, an Aufträge zu gelangen. Üblich waren bislang Zahlungen von einigen hundert Euro. Jetzt aber greifen manche Makler deutlich stärker ins Portemonnaie: „Zum Teil werden bereits vierstellige Summen geboten“, sagt Wohltorf.
Spitzenreiter ist derzeit die Münchner Immobilienberatung Stock Real Estate. Sie bietet 10.000 Euro „Finderlohn“ für Privatpersonen, die das Maklerhaus über eine zum Verkauf stehende Immobilie informieren. Das Geld wird ausgezahlt, wenn das Objekt erfolgreich vermittelt werden konnte. „Wir gehen in die Offensive, weil die Nachfrage da ist, das Angebot aber nicht“, erläutert Alexander Stock, Geschäftsführer der Münchner Beratungsgesellschaft.
Allerdings hat Stock die Tippprovisionen an Konditionen geknüpft: Zunächst darf kein anderer Makler bereits einen Vermittlungsauftrag haben. Dann muss der Verkaufspreis mindestens zwei Mio. Euro betragen. Bei einer Courtage von fünf Prozent verdient der Makler in diesem Fall 100.000 Euro – und kann damit die 10.000 Euro Provision leicht verschmerzen. „Viele Makler verzichten derzeit auf einen Teil ihrer Courtage, um überhaupt Geschäfte machen zu können“, sagt Wohltorf.
Zudem verlangt Stock, dass die Immobilien im Münchner Zentrum innerhalb des Mittleren Rings liegen. Andere Vermittler knüpfen ihre Provisionen an ähnliche Konditionen. Das hat seinen guten Grund: „Käufer suchen derzeit ausschließlich Wohnimmobilien in den besten Lagen der Großstädte“, erläutert Tobias Just, Immobilienanalyst bei Deutsche Bank Research. Die Interessenten würden davon ausgehen, dass hier die Mieten und damit der Wert der Objekte langfristig zulegen werden. Just: „Sie sehen darin eine Möglichkeit, ihr Vermögen vor einem etwaigen Anstieg der Teuerung zu schützen.“ Viele Anleger fürchten, dass die hohe Staatsverschuldung und die neuerliche Flutung der Kapitalmärkte mit frischer Liquidität durch die US-Notenbank die Inflationsraten weltweit in die Höhe treiben werde.
11. November 2010
Quelle:
Die Welt, 11.11.2010
Zum Schutz vor der Inflation wollen immer mehr Deutsche ihr Geld in Eigentumswohnungen und Miethäuser in guten Lagen investieren – doch kaum ein Eigentümer will sich von seiner Immobilie trennen. Darunter leidet inzwischen massiv das Geschäft der Makler. Immer mehr Vermittler zahlen deshalb inzwischen sogenannte „Tippprovisionen“, um an begehrte Objekte gelangen zu können.
„Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in guten Lagen übersteigt derzeit bei weitem das Angebot“, weiß Dirk Wohltorf, Vorstandsvorsitzender des Regionalverbands Berlin-Brandenburg in der Maklerorganisation Immobilienverband Deutschland (IVD). „Immer mehr Makler zahlen deshalb Provisionen an Privatleute für Hinweise auf zum Verkauf stehende Objekte.“ Bereits in der Vergangenheit hatten einige Vermittler auf diese Weise versucht, an Aufträge zu gelangen. Üblich waren bislang Zahlungen von einigen hundert Euro. Jetzt aber greifen manche Makler deutlich stärker ins Portemonnaie: „Zum Teil werden bereits vierstellige Summen geboten“, sagt Wohltorf.
Spitzenreiter ist derzeit die Münchner Immobilienberatung Stock Real Estate. Sie bietet 10.000 Euro „Finderlohn“ für Privatpersonen, die das Maklerhaus über eine zum Verkauf stehende Immobilie informieren. Das Geld wird ausgezahlt, wenn das Objekt erfolgreich vermittelt werden konnte. „Wir gehen in die Offensive, weil die Nachfrage da ist, das Angebot aber nicht“, erläutert Alexander Stock, Geschäftsführer der Münchner Beratungsgesellschaft.
Allerdings hat Stock die Tippprovisionen an Konditionen geknüpft: Zunächst darf kein anderer Makler bereits einen Vermittlungsauftrag haben. Dann muss der Verkaufspreis mindestens zwei Mio. Euro betragen. Bei einer Courtage von fünf Prozent verdient der Makler in diesem Fall 100.000 Euro – und kann damit die 10.000 Euro Provision leicht verschmerzen. „Viele Makler verzichten derzeit auf einen Teil ihrer Courtage, um überhaupt Geschäfte machen zu können“, sagt Wohltorf.
Zudem verlangt Stock, dass die Immobilien im Münchner Zentrum innerhalb des Mittleren Rings liegen. Andere Vermittler knüpfen ihre Provisionen an ähnliche Konditionen. Das hat seinen guten Grund: „Käufer suchen derzeit ausschließlich Wohnimmobilien in den besten Lagen der Großstädte“, erläutert Tobias Just, Immobilienanalyst bei Deutsche Bank Research. Die Interessenten würden davon ausgehen, dass hier die Mieten und damit der Wert der Objekte langfristig zulegen werden. Just: „Sie sehen darin eine Möglichkeit, ihr Vermögen vor einem etwaigen Anstieg der Teuerung zu schützen.“ Viele Anleger fürchten, dass die hohe Staatsverschuldung und die neuerliche Flutung der Kapitalmärkte mit frischer Liquidität durch die US-Notenbank die Inflationsraten weltweit in die Höhe treiben werde.
11. November 2010
Quelle:
Die Welt, 11.11.2010