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Verbände halten begrenzte Maklergebühr für verfassungswidrig

Um Grundstückskäufer zu entlasten, will der Berliner Senat künftig die Maklerprovision begrenzen. Maklerverbände vermuten, dass er damit lediglich die Erhöhung der Grunderwerbssteuer kaschieren will.



Von Isabell Jürgens

Der Berliner Senat prüft die rechtlichen Möglichkeiten, um die Maklergebühren in Berlin zu begrenzen. Wie die Sprecherin des Justizsenators Thomas Heilmann (CDU) am Mittwoch auf Nachfrage mitteilte, werde dem Abgeordnetenhaus noch im August das Ergebnis eines entsprechenden Prüfauftrages vorgelegt. Um Grundstückskäufer zu entlasten, hatte Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) noch vor der Sommerpause eine Initiative zur Senkung der Maklergebühren um einen Prozentpunkt angestoßen, um Immobilienkäufer zu entlasten.

Wer in Berlin eine Wohnung zur Miete oder auch zum Kauf sucht, kommt an der Zahlung einer Maklerprovision meist nicht vorbei. Aber während diese für wohnungssuchende Mieter bundesweit gesetzlich auf zwei Kaltmieten plus Mehrwertsteuer festgelegt ist, ist die Provisionshöhe beim Kauf einer Immobilie nicht gesetzlich geregelt. Die meisten Makler berufen sich auf die "ortsübliche Höhe" – und die ist in Berlin und Potsdam mit 7,14 Prozent vom Kaufpreis so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland.

Maklerverbände reagierten am Mittwoch mit Unverständnis auf den Vorstoß des Senats. "Die Pläne des Senats dürften verfassungsrechtlich unzulässig sein", reagierte Dirk Wohltorf, Vorsitzender des Maklerverbandes IVD Berlin-Brandenburg. Berlin wolle damit nur eine zweite Erhöhung der Grunderwerbssteuer innerhalb von zwei Jahren kaschieren, so Wohltorf. Um die Erwerbsnebenkosten konstant zu halten, solle nun im Gegenzug die Maklerprovision gesetzlich gedeckelt werden. Der Berliner Senat hatte vor wenigen Wochen beschlossen, die Grunderwerbsteuer um einen Prozentpunkt von fünf auf sechs Prozent zu erhöhen. Dadurch sollen jährlich rund 100 Millionen Euro zusätzliche Einnahmen erzielt werden.

Fünfstellige Beträge gefordert



In der Tat sind die hohen Nebenerwerbskosten, zu denen auch die Maklerkosten zählen, für viele Berliner ein großes finanzielles Problem: Für den Kauf einer Eigentumswohnung im Wert von 200.000 Euro muss ein Interessent in Berlin immerhin 14.280 Euro an Maklerprovision zahlen.

Solche enormen Verdienstaussichten locken natürlich "viele Glücksritter an", sagte Verbandssprecher Dirk Wohltorf. Doch gerade da fühle er sich von der Politik im Stich gelassen: "Wir haben immer wieder einen verbindlichen Sach- und Fachkundenachweis gefordert, bislang jedoch vergeblich", so der Verbandschef. Für jeden seriösen Makler sei es ein Problem, wenn "wenige schwarze Schafe" die gesamte Branche in Verruf bringen. "Der Vorstoß des Senats ist jedoch reines Wahlkampfgetöse", so der Makler. Angesichts der angespannten Marktlage werde die Branche zum Sündenbock abzustempeln, um von der eigenen verfehlten Wohnungspolitik abzulenken.

2013 gab es 70 Prozent mehr Makler als 2007



Auch der Geschäftsführer des Internetportals "ImmobilienScout24", Marc Stilke, hat die wachsende Goldgräberstimmung auf dem Berliner Immobilienmarkt registriert. Dies sei eine unmittelbare Folge des extremen Nachfragedrucks und des geringen Angebots. Nach Angaben des Unternehmens, das den größten deutsche Internet-Marktplatz für Immobilien anbietet, sind die Kaufgesuche in Berlin seit 2008 um 150 Prozent gestiegen. Bei Mietgesuchen verzeichnete Immoscout im selben Zeitraum sogar einen Anstieg um 700 Prozent.

Boten 2007 noch 790 Makler in Berlin ihre Dienste an, sind es Anfang 2013 bereits 1340 Makler in Berlin. "Das entspricht einer Steigerung um rund 70 Prozent. Die meisten Neumakler sind jedoch Kleinstmakler mit geringem Professionalisierungsgrad", so Stilke.

Um den Wohnungssuchenden mehr Transparenz zu bieten, können Maklerleistungen seit 2012 bei Immoscout bewertet werden. "Seitdem wurden bundesweit über 680.000 objektive Bewertungen abgegeben", sagte Stilke. Jeden Tag kämen 1000 neue Bewertungen dazu. Rund 75 Prozent der Anbieter haben ihre Bewertungen veröffentlicht. Denn trotz der negativen Beispiele, von denen viele Wohnungssuchende berichten, liegt die durchschnittliche Bewertung von Maklern auf einer Skala von eins bis fünf Sternen immerhin bei achtbaren 3,5 Sternen. Die Weiterempfehlungsquote liegt bei 58 Prozent.

Quelle: Berliner Morgenpost vom 08.08.2013