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In Berlins Südwesten steigen die Mieten am stärksten

Der Immobilienverband IVD hat seinen eigenen Mietspiegel vorgelegt. Danach steigen die Berliner Mieten insgesamt etwas langsamer. Der Verband sieht eine angespannte Marktlage lediglich in Trendlagen.

Wohnen ist in Berlin in den vergangenen Jahren richtig teuer geworden. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die einen neuen Mietvertrag in den Innenstadtlagen sowie im Berliner Südwesten abschließen. Über preiswerte Mietbestände verfügen demnach nur noch Stadtrandbezirke wie Marzahn-Hellersdorf und Spandau. Das geht aus dem Marktmietspiegel Berlin hervor, den der Immobilienverband IVD am Mittwoch vorgelegt hat.

Während das prozentuale Wachstum im vergangenen Jahr bei unter drei Prozent lag, waren im Vorjahr rund achtprozentige Mietsteigerungen verlangt worden. Jedoch verläuft die Entwicklung, wie auch schon in den Vorjahren, teilweise sehr unterschiedlich, so Katja Giller Vorsitzende des Wertermittlerausschusses beim IVD. Wie bereits für den IVD-Marktmietspiegel 2011 wurden rund 1300 Mietdaten ausgewertet – "mindestens 100 waren es in jedem der zwölf Berliner Bezirke", so Giller weiter. Abgebildet werden dabei ausschließlich Neuabschlussmieten, differenziert nach den verschiedenen Berliner Bezirkslagen und den jeweiligen Baualtersklassen.

8,4 Prozent Steigerung in Steglitz-Zehlendorf


Spitzenreiter bei der Mietpreisentwicklung ist laut IVD-Studie demnach erstmals seit langer Zeit wieder der Berliner Südwesten, der traditionell als bevorzugte Wohnlage gilt, zuletzt aber von Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf regelmäßig übertroffen wurde. In Steglitz-Zehlendorf betrugen die Mietpreiszuwächse 8,4 Prozent. Dort werden aktuell für einfache Wohnlagen 7,75 Euro und 9,75 Euro für bessere Wohnlagen pro Quadratmeter und Monat (nettokalt) verlangt.

Knapp dahinter folgt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit durchschnittlichen Mietzuwächsen von rund 8,3 Prozent jährlich. Die Schwerpunktmiete liege dort zwischen sieben (Standardwohnlage) und acht Euro (Vorzugswohnlage) pro Quadratmeter und Monat. Dennoch ist das Wohnen in Charlottenburg-Wilmersdorf (8,25 Euro bis zehn Euro) und Mitte (7,75 bis 10,20 Euro) immer noch am teuersten.

Die geringste Mietpreisentwicklung mit rund zwei Prozent jährlich verzeichnet der Bezirk Marzahn-Hellersdorf (5,80 bis 7,25 Euro). Ebenfalls auf den hinteren Plätzen mit rund drei Prozent finden sich Reinickendorf (6,50 bis acht Euro) und Treptow-Köpenick (6,50 bis acht Euro). "Das Finden einer alternativen Mietwohnung zu günstigen Preisen jenseits der nachgefragten Trendbezirke ist zudem teilweise nur eine Frage von wenigen hundert Metern oder drei U-Bahnstationen", so IVD-Chef Dirk Wohltorf.

Maklerverband begrüßt Mietpreissteigerungen


Der Maklerverband, der betont, dass er als "Mittler zwischen Mietern und Vermietern" fungiere und deshalb kein Interesse an einem einseitig verzerrten Markt habe, bewertet die Mietpreissteigerungen der vergangenen Jahre insgesamt positiv. Das vormals viel zu geringe Mietniveau habe dazu geführt, dass Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen nur sehr verhalten durchgeführt worden seien. "Dank der wirtschaftlichen Entwicklung Berlins und der durch Nachholeffekte in den vergangenen Jahren stärker gestiegenen Mieten gehören Ofenheizungen, Podesttoiletten und einfach verglaste Fenster mittlerweile der Vergangenheit an", so IVD-Chef Dirk Wohltorf.

Wärmegedämmte Fassaden, moderne Fenster und Heizanlagen wirkten zudem den ständig steigenden Nebenkosten entgegen. In Altbauten hätten die Vermieter die Dielen, den Parkettfußboden und die Stuckdecken renoviert. Entsprechend wirkten sich neben den der üblichen Inflation geschuldeten Preissteigerungen auch Wohnwert verbessernde Maßnahmen deutlich auf das Angebotsniveau aus. "Die Deckelung nicht nur der Bestands-, sondern auch der Neuvertragsmieten, wie sie jetzt von der Mehrzahl der Parteien gefordert wird, wird die Investitionen stoppen und die Wohnungsknappheit verschlimmern", prophezeit Wohltorf deshalb.

"Groteske Verharmlosung"


Ganz andere Schlüsse zieht dagegen der Berliner Mieterverein aus den vorgelegten Zahlen. "Die vom IVD geäußerte Bewertung des Berliner Wohnungsmarktes stellt eine groteske Verharmlosung dar", so der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. "Die Strategie ist durchsichtig", so der Mietervertreter weiter. Es gehe IVD darum, gegen die von CDU, CSU, SPD, Grünen und Linken im Bund befürwortete Deckelung der Mieten bei Wiedervermietung in Höhe von zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete Sturm zu laufen.

Wie für Wohnungssuchende eine entspanntere Situation eingetreten sein soll, obwohl – von allen bestätigt –, die Mieterwechselquote wegen der hohen Mieten bei neuen Verträgen deutlich gesunken ist, "das bleibt das Geheimnis des IVD", so Wild weiter. Im Gegenteil, immer mehr Wohnungssuchende würden sich um immer weniger freie Wohnungen bewerben. Das aber erzeuge weiterhin ansteigende Mieten. Genauso wenig zutreffend sei, dass der Neubau schon für eine Entlastung auf dem Wohnungsmarkt gesorgt habe. Die 9000 bezugsfertig geworden Wohnungen in den letzten zwei Jahren hätten bei den rund 180.000 Wohnungswechseln, die es in dieser Zeit gab, keine Rolle gespielt. Ohnehin erhöhe der Neubau derzeit nur die Zahl der Eigentumswohnungen und der hochpreisigen Mietwohnungen.
29.08.2013

Quelle:
Berliner Morgenpost (29.08.2013)