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Immobilienwirtschaft will keine Mietenbremse

Steigende Mieten sind ein großes Thema im Wahlkampf. Auch in Berlin debattiert die Politik darüber, wie man den Anstieg am besten begrenzen kann, damit auch Menschen mit knappem Budget noch bezahlbare Wohnungen finden. Der Immobilienwirtschaft passt das nicht. Sie versucht jetzt zu beweisen, dass es zu hohe Mieten und Wohnungsknappheit in Berlin eigentlich gar nicht gibt.

In Gebieten mit einer angespannten Wohnungsmarktlage darf die Miete bei der Wiedervermietung einer Wohnung die ortsübliche Vergleichsmiete nicht um mehr als zehn Prozent übersteigen. Das ist die Forderung, mit der einige Parteien in den Bundestagswahlkampf 2013 ziehen.

Auch in Berlin verlangen Politiker inzwischen eine solche Mietpreisbremse. Der Immobilienverband Deutschland IVD Berlin-Brandenburg, der Immobilienmakler und Hausverwalter vertritt, läuft dagegen Sturm. Vorstandsvorsitzender Dirk Wohltorf hat eine Studie in Auftrag gegeben, die beweisen soll, dass Berlin kein Mietpreisproblem hat: "Das Ergebnis der Studie war, dass es in vielen Bereichen der Stadt genügend Angebote gibt und man ganz bestimmt nicht von einer Wohnungsnot oder einer Wohnungsknappheit sprechen kann. Es ist vor allem ein Zeichen dafür, dass Wahlkampf ist,“ sagte Wohltorf bei der Präsentation der Studie am Mittwoch.

Um weniger als drei Prozent sollen die Mietpreise in Berlin laut Studie in Standardlagen seit dem vergangenen Jahr gestiegen sein. Damit habe sich der Anstieg der Mietpreise deutlich verlangsamt, lobt Wohltorf. Die Hauptstadt zeichne sich nach wie vor gegenüber Städten wie Hamburg und München durch ein gesundes und unterdurchschnittliches Mietniveau aus, heißt es weiter.

Mieterverein: Bis zu 40 Bewerber für eine Wohnung


Rainer Wild, Chef des Berliner Mietervereins, widerspricht vehement: "Von einer Entspannung kann nicht die Rede sein. Richtig ist, dass im Vorjahr der Anstieg noch höher ausgefallen ist, aber aus dieser Tendenz gleich abzuleiten, dass wir eine Entspannung auf dem Berliner Wohnungsmarkt hätten und alles in Ordnung sei, ist grob fahrlässig und schlicht und ergreifend falsch."

Gerade bei Neuvermietungen, um die es in der IVD-Studie geht, spitze sich die Lage weiter zu, so Wild. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der Berliner um mind. 100.000 gewachsen. Das habe zur Folge, dass auf eine Wohnung im innerstädtischen S-Bahnring 30-40 Bewerber kommen. Für Wohnungssuchende mit schmalem Budget wird es so immer schwerer in Bezirken wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg oder Charlottenburg eine bezahlbare Wohnung zu finden, klagt der Mieterverein.

Immobilienverband: Dann muss man eben mal ein bisschen weiter fahren


IVD-Chef Wohltorf schlägt vor: "Man muss sich einfach davon verabschieden, in Brennpunkt-Kiezen immer eine günstige Wohnung finden zu können - man muss auch mal drei oder vier Stationen mit der U-Bahn weiter fahren. Insgesamt haben wir eine Untersuchung gemacht, dass allein in den Monaten Februar, März, April über 30.000 freie Wohnungen angeboten wurden. Das zeigt sehr deutlich, dass das Angebot da ist."

Laut Mietervereinschef Dieter Wild lägen die aber nicht im inneren S-Bahnring, sondern im schlechter angebundenen Umland. Zudem belegen Studien, dass viele Mieter bereits heute 50 Prozent ihres Einkommens und mehr für die Miete ausgeben. Das gelte auch in Berlin, weil hier die Mieten schneller steigen als die Einkommen, warnt Wild. Er hält deshalb die von den Parteien vorgeschlagene Mietpreisdeckelung für eine gute Idee. Ob die aber tatsächlich kommt, bleibt abzuwarten. Denn mittlerweile sind die Parteien auch intern über die konkrete Ausgestaltung zerstritten.
29.08.2013

Quelle:
RBB Online (29.08.2013)