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BER-Debakel: "Das ist wirklich ein Wahnsinn"

Der BER soll nun wahrscheinlich erst 2016 fertig sein. Im Interview sagt Dirk Wohltorf vom Immobilienverband Deutschland, was ihn so sicher macht, dass der Flughafen Tegel schließt und wie Hausbesitzer am Schönefeld auf die Verschiebungen reagieren.

Beim Thema BER erschüttert uns gar nichts mehr. Es ist doch eigentlich schon eine gute Nachricht, dass es so aussieht, als werde er überhaupt irgendwann eröffnet. Ärgerlich ist aber weiterhin die Unsicherheit der Flugrouten. Es wurde mal behauptet, die stünden lange vorher fest. Jetzt gibt es aber immer noch viele Interessenten, die abwarten, und auch Eigentümer, die zögern, weil man eben nichts weiß. Wenn Eigentümer jetzt verkaufen und es bleibt nach der Eröffnung trotzdem ruhig, dann haben sie möglicherweise unter Wert verkauft. Wenn sie aber abwarten und landen in der Einflugschneise, dann werden sie ihre Immobilie womöglich kaum noch los.

Eine solche Nichtplanbarkeit ist höchst unangenehm. Den Markt insgesamt lähmt das allerdings nicht, Berlin ist sehr attraktiv und auch ein internationaler Flughafen hat auf längere Sicht auch immer eine positive Ausstrahlung auf die angrenzenden Ortsteile.

Wie ist es mit den Anwohnern, die seit Jahren auf die Stilllegung von Tegel warten?


Da bekommen wir keine besorgten Rückmeldungen. Da sind die Preise seit Jahren so getaktet, dass alle fest mit der Schließung von Tegel rechnen. Dann wird es in Pankow, Reinickendorf, Wedding und Spandau ruhig. Klar, die Verzögerung ist ärgerlich. Aber niemand kauft ein Haus oder eine Wohnung für nur drei bis vier Jahre. In Pankow und Reinickendorf steigen deshalb die Nachfrage und Preise auch weiter.

Was macht Sie so sicher, dass Tegel nicht doch offen bleibt?


Das geht rechtlich einfach nicht. Ich sitze auch im Bauausschuss Reinickendorf und die Verträge sind da ganz klar. Es gibt nur noch eine Übergangsfrist, die ist unangenehm, aber Tegel wird geschlossen werden, ob 2015, 2016 oder 2017.

Resignieren die Menschen oder bekommen Sie bei jeder Verschiebung mehr wütende Rückmeldungen?


Definitiv weniger. Es hat doch keiner mehr wirklich damit gerechnet, dass es dieses oder nächstes Jahr noch was wird.

Selbst bei den Flugrouten haben sich die Leute mehr oder weniger daran gewöhnt, dass sie nicht wissen, ob Flugzeuge über ihr Haus fliegen werden oder nicht. Schlimm ist es aber für die vielen Unternehmer, die ihre Existenz auf ein Geschäft im oder um den BER gebaut haben. Die hatten vor der ersten Verschiebung die Einladung an ihre Kunden zur Eröffnung schon verschickt und waren sich sicher, in ein paar Wochen loslegen zu können. Und nun müssen sie drei oder vier Jahre bis zur Eröffnung warten? Das ist wirklich ein Wahnsinn.

Dirk Wohltorf ist Vorstandsvorsitzender des Immobilienverbands Deutschland (IVD). Der Verband vertritt Immobilienberater, -makler, -verwalter.

Quelle:
Tagesspiegel (26.02.2014)