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Investoren wehren sich gegen Wohnungspläne des Senats

Berlin ist eine Mieterstadt, betonen die Politiker stets. Nur 15 Prozent der Haushalte lebten in eigenen vier Wänden.



Was daran aber angesichts explodierender Mieten gut sein soll, verstehen die Vertreter der Immobilienwirtschaft nicht.

Vor allem kleinere und mittlere Investoren sind im Geschäft mit der Privatisierung von Wohnungen in Bestandsimmobilien engagiert. Sie fürchten angesichts des im Grundsatz von der SPD/CDU-Koalition beschlossenen Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen um ihr Geschäftsmodell. Und sie argumentieren in einem offenen Brief an die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus vor allem mit Mieterinteressen.

"Sie nehmen kaufwilligen Mietern in Milieuschutzgebieten die Chance, Wohneigentum zu bilden", so die Branchenvertreter. Das Kaufen im Bestand sei deutlich billiger als im Neubau, sagte Jürgen Kelber, Geschäftsführer von Dr. Lübke & Kelber. Gebrauchte Wohnungen seien zum Teil ab 1500 Euro pro Quadratmeter zu haben, Neubau koste mindestens das Doppelte. Solche Preise schlössen viele Berliner aus. Dabei sei gerade heute eine eigene Wohnimmobilie die beste Altersvorsorge, sagte Kelber. Indem die Politik durch das Verbot das Angebot weiter verknappe, würden die Preise auch im Bestand weiter steigen. In der Branche wird ein Sprung von jährlich zehn Prozent für realistisch gehalten.

Das Verbot schütze die Mieter nicht wirklich, argumentiert Jacopo Mingazzini, dessen Unternehmen Accentro AG im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 1000 Wohnungen aus dem Bestand verkauft hat. Es gebe auch nach Umwandlung eine Kündigungsfrist von zehn Jahren bei Eigenbedarf, eine Kappungsgrenze für Mieterhöhungen und die Mietpreisbremse bei Neuvermietungen. Luxussanierungen in Milieuschutzgebieten seien schon heute vom Bezirk zu genehmigen. Den Mietern werde die Option genommen, sich für den Kauf zu entscheiden.

Konzeptioneller Fehler



Einar Skjerven, Chef der gleichnamigen internationalen Investorengruppe, hält das Verbot auch unter Mieterschutzgesichtspunkten für einen "konzeptionellen Fehler". Die Phase, in der Investoren halbleere marode Altbauten aufkauften, von Grund auf sanierten und als Eigentumswohnungen verkauften, sei weitgehend vorbei. Heute kauften viele Privatleute als Kapitalanlage vermietete Eigentumswohnungen. Diese seien als Vermieter für die Mieter oft vorteilhafter als professionelle Halter von Bestandsimmobilien, die oft sehr viel strenger die Spielräume für Mieterhöhungen ausschöpften. Verdrängung werde nicht verhindert, weil sich auch Vermieter stets die solventesten Mieter aussuchten.

"Das Verbot bedeutet perspektivisch den Anfang vom Ende der Investitionen in den Berliner Wohnimmobilienbestand", warnte der Vorstandsvorsitzende des Immobilienverbandes Deutschland (IVD), Dirk Wohltorf. Er sei "enttäuscht von der CDU", dass sie dem Drängen der SPD nachgegeben habe. Die Stadtentwicklungsverwaltung verwies darauf, dass die Regel nur in 21 Milieuschutzgebieten gelte und es obendrein Ausnahmen vom Verbot gebe.

Quelle: Investoren-wehren-sich-gegen-Wohnungspläne des Senats (Berliner Morgenpost)