Makler: Gaspedal statt Bremse
Immobilienverband attackieren Mietpreisregelungen, Mieterverein widerspricht
Die Mietpreisbremse sollte Mietsprünge verhindern. Am Ende könnte auch das Gegenteil herauskommen, glauben Makler.
Ihren Frieden mit der Mietpreisbremse hat die Immobilienbranche längst noch nicht geschlossen. Gut zwei Monate nach der Einführung in Berlin glaubt der Immobilienverband Deutschland (IVD), dass mit diesem Regulierungsinstrument das Gegenteil von dem erreicht wird, wozu es gedacht ist. »Die Mietpreisbremse wirk wohl eher wie ein Gaspedal«, so IVD-Landeschef Dirk Wohltorf.
Um zu dieser Einschätzung zu kommen, hat der Maklerverband Neuvertragsmieten bis zum 1. Mai dieses Jahres denen gegenübergestellt, die seit 1. Juni möglich wären. Berlin hatte zu diesem Termin als erstes Bundesland die Mietpreisbremse eingeführt. Die besagt, das Mieten bei neuen Verträgen in der Regel nur zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen. Laut IVD lagen besonders in den Randbezirken die Neuvertragsmieten bisher um bis zu 40 Prozent unter den laut Mietpreisbremse zulässigen. »Verunsicherte Vermieter dürften sich die Frage stellen, ob sie die gesetzlichen Möglichkeiten nicht ausreizen sollen«, sagte Wohltorf. In den Innenstadtbezirken sowie in Zehlendorf und Teilen von Steglitz lagen die Neuvertragsmieten dagegen um bis zu 30 Prozent über den nun zulässigen. Aber es gebe ohnehin kein Anrecht auf eine Wohnung etwa am Savignyplatz, befand Wohltorf.
Das Ziel, Menschen mit geringem Einkommen zu Wohnungen in gefragten Lagen zu verhelfen, werde jedenfalls nicht erreicht, sind sich die Makler sicher. Zwar seien diese jetzt ermutigt, sich um solche Wohnungen zu bewerben, aber die Vermieter würden sich immer den finanziell am besten ausgestatteten aussuchen. Und Vermieter, die wegen der Mietpreisbremse hohe Einbußen befürchten müssten, würden wohl eher an den Verkauf als Eigentumswohnungen denken, so dass diese dem Mietmarkt nicht mehr zur Verfügung stünden.
Das seien aber nur erste Erfahrungen, gesicherte Daten gebe es noch nicht. Meldungen wie die des Portals Immobilienscout24, wonach die Bremse zum Rückgang der Neuvertragsmieten geführt habe, konnte der IVD nicht bestätigen. Dagegen vermeldeten die Immobilienexperten seit Mai 2013 einen Anstieg von 6,90 auf 7,40 Euro netto/kalt pro Quadratmeter in Standardlagen (plus 7,2 Prozent) und in Vorzugslagen von 8,40 auf 8,80 Euro pro Quadratmeter (plus 4,8). Am stärksten legten mit 13,5 Prozent die Mieten in Hellersdorf-Marzahn zu, wo 6,60 Euro pro Quadratmeter fällig werden. Der IVD erklärt das mit dem niedrigen Ausgangsniveau und den Modernisierungsanstrengungen.
Der Berliner Mieterverein (BMV) nannte die IVD-Bewertungen schlicht »falsch«. Dass bisher niedrigere Mietforderungen bei Neuvermietung an die Höhe der Mietpreisbremse angepasst werden könnten, sei »blanker Unsinn und soll nur dazu dienen, die Mietpreisbremse zu diskreditieren«, so BMV-Reiner Wild. Ursache sei, dass der IVD vom Oberwert des Mietspiegels ausgehe, der bei 7,01 Euro pro Quadratmeter liege. Es komme aber auf die durchschnittliche ortsübliche Vergleichsmiete an, die bei 5,84 Euro liege, der Durchschnittswert der Mietpreisbremse (plus zehn Pozent) bei 6,24 Euro pro Quadratmeter.