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Ein Tag im Leben eines Immobilienmaklers

Inserieren, Tür aufschließen, abkassieren. Immobilienmakler haben ein Image-Problem.



Wer kann, regelt seine Miet- und Kaufangelegenheiten ohne sie. Vor allem ohne 7,14 Prozent Courtage – für die bloße Vermittlung. Seit jeher liegen Makler in Job-Rankings auf den hinteren Plätzen. Von allen in der Immobilienbranche sind nur Einbrecher noch unbeliebter.

Dirk Wohltorf (41) kennt die Vorurteile. Mit seinem schwarzen Maßanzug, der teuren Uhr und der glänzenden C-Klasse vor der Bürotür entspricht der Berliner Immobilienmakler dem Klischee – auf den ersten Blick. Doch wer einen Arbeitstag mit ihm verbringt, schaut schnell hinter die Fassade.

„Ich bin nicht nur Verkäufer, ich bin auch Berater und Seelentröster“, sagt der gelernte Speditionskaufmann auf dem Weg zum ersten seiner heutigen Kundentermine. Seit 19 Jahren ist der Nordwesten Berlins sein Revier. Gutbürgerliche Gegend, Bodenpreise bis 410 Euro pro Quadratmeter. Tendenz: steigend. In Zeiten der Niedrigzinspolitik investieren viele in Betongold.

So wie Ulf Förster (53). Der Verkaufsleiter einer Online-Agentur sucht eine kleine Eigentumswohnung als Kapitalanlage. „Auf der Bank bringt das Geld nichts. Der Aktienmarkt ist mir zu spekulativ“, erklärt Förster während er die 45 Quadratmeter inspiziert. Die Kauf- und Mietpreise in Berlin sind den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent gestiegen. Der Markt ist leergefegt.

Dirk Wohltorf sieht sich als Traumerfüller seiner Käufer. Sein Geschäft beginnt oft mit dem Albtraum der Verkäufer. „Die meisten Immobilien kommen durch Tod oder Scheidung auf den Markt“, sagt der dreifache Familienvater. Häufig muss er sehr emotionale Gespräche führen. An Häusern hängen Herzen und Lebensgeschichten. Wie die von Monika Rau (64). Nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes will sie das Reihenhaus verkaufen.

Während Wohltorf Fotos fürs Exposé macht, erzählt Frau Rau von der letzten Urlaubsreise. Ein Makler muss nicht nur gut reden können, sondern auch zuhören. Und statt einer Extraportion Geld genügen auch Rinderrouladen als Dankeschön. Bauherrin Sandra Weidt (41) ist so froh über das gefundene Grundstück, dass „ihr“ Makler jederzeit zum Essen vorbeikommen kann.

Sandra Basan