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Einfamilienhäuser in Berlin werden immer wertvoller

Studie: Immobilienboom in der Hauptstadt lässt auch die Kaufpreise für Eigenheime am Stadtrand steigen.



Berlin. Angesichts explodierender Wohnungspreise in der deutschen Hauptstadt überlegen vor allem junge Familien mit Kindern, lieber gleich an den grünen Stadtrand zu ziehen.

Doch die gestiegene Nachfrage lässt die Preise für Ein- und Zweifamilien­häuser klettern – und zwar noch deutlicher stärker, als dies bei Eigentumswohnungen der Fall ist. Im Durchschnitt 511.100 Euro zahlten Erwerber im vergangenen Jahr für ein frei stehendes Eigenheim – und damit 16 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus dem Marktbericht „Wohnimmobilien in Berlin“ hervorgeht, den das Maklerhaus Von Poll Immobilien jetzt vorgelegt hat.

Zum Vergleich: Eigentumswohnungen wurden 2018 für durchschnittlich rund 305.600 Euro veräußert – ein Plus von 13,5 Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Im deutschen Großstadtvergleich ist Berlin günstig


„Im Vergleich der deutschen Top-7-Städte ist Berlin immer noch ein günstiger Standort für Immobilienkäufe“, sagte Daniel Ritter, Geschäftsführer der Poll Immobilien GmbH. Mit rund 1,35 Millionen Euro war ein Haus in München 2018 im Schnitt mehr als doppelt so teuer wie in Berlin mit rund 511.1113 Euro.

Auch in Düsseldorf mit 736.316 Euro und Stuttgart mit 693.00 Euro liegen die Preise nach Angaben des Berichts noch deutlich über dem Berliner Niveau. Nur in Köln mussten Erwerber mit durchschnittlich 453.007 Euro noch weniger als in der Bundeshauptstadt zahlen.


Werte für Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg kaum aussagekräftig


„Doch der Vergleich zeigt auch, dass die Preise in Berlin mit Abstand am meisten angezogen haben“, sagte Ritter. Wie auch bei den Eigentumswohnungen weisen die Einfamilienhäuser in der Hauptstadt je nach Lage höchst unterschiedliche Preise auf. In Mitte betrug der Durchschnittspreis rund drei Millionen Euro – eine prozentuale Veränderung zum Vorjahr in Höhe von 260 Prozent. Diese Werte seien allerdings nicht wirklich aussagekräftig, schränkt Ritter ein, denn im ganzen Bezirk Mitte wurden 2018 lediglich vier Verkäufe registriert.

Auf Platz zwei landet Charlottenburg-Wilmersdorf mit durchschnittlich 2,4 Millionen Euro, auf Rang drei folgt mit deutlichem Abstand Friedrichshain-Kreuzberg mit durchschnittlich 937.820 Euro – wobei auch hier der Wert nicht wirklich aussagekräftig ist, denn es wurden in diesem Innenstadtbezirk ebenfalls nicht einmal eine Handvoll Häuser veräußert.

Villa für zehn Millionen Euro in Dahlem verkauft


Anders dagegen in Steglitz-Zehlendorf, wo durchschnittlich 850.228 Euro gezahlt wurden. Allerdings liegt in diesem Bezirk auch Europas größtes zusammenhängendes Villenviertel. Die höchsten Preise für frei stehende Villen in Berlin fanden sich 2018 im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Die Preisspanne bewegte sich dort zwischen 1,7 und sieben Millionen Euro. Die Ortsteile Wannsee und Nikolassee gehören zu den exklusivsten Wohnlagen Berlins. „Hier können auch Preise jenseits dieser Preisspanne aufgerufen werden“, sagte Ritter. Der höchste Kaufpreis für eine Villa wurde im Ortsteil Dahlem mit rund zehn Millionen Euro erzielt.

Am günstigsten war der Häuserkauf im vergangenen Jahr in Marzahn-Hellersdorf mit durchschnittlich 343.763 Euro (+6,8 Prozent). Kein Zufall: In dem Bezirk am östlichen Stadtrand findet sich mit den Ortsteilen Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf das größte zusammenhängende Ein- und Zweifamilienhausgebiet Deutschlands.

„In Spandau, Reinickendorf, Treptow-Köpenick oder Lichtenberg beispielsweise sind die Preise im Vergleich noch moderat, in Zukunft werden diese Bezirke aber sicher mehr in den Fokus rücken“, so Ritter. So kostete ein Ein- oder Zweifamilienhaus in Spandau 422.624 Euro (+14 Prozent), in Reinickendorf 459.062 Euro (+16 Prozent) und in Treptow-Köpenick 345.808 Euro (+13 Prozent). Lediglich in Lichtenberg wurden im vergangenen Jahr fallende Preise verzeichnet: Hier sanken die Kaufpreise um minus vier Prozent auf nunmehr 386.105 Euro.


Junge Hauptstädter lieben den „spießigen“ Stadtrand


Insgesamt wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Berlin 2633 Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft – das sind zwei Prozent weniger als im Vorjahr. „Das liegt aber nicht daran, dass es keine Nachfrage gibt, sondern schlicht ein viel zu geringes Angebot“, sagte der auf den Norden Berlins spezialisierte Immobilienmakler Dirk Wohltorf.

Dass Hauptstädter bevorzugt Eigentumswohnungen suchen, weil ein Eigenheim im Grünen als spießig gelte, könne er nicht bestätigen. „Im Gegenteil, die Generation der 35- bis 40-Jährigen will sehr gerne mit einem Häuschen am Stadtrand spießig werden“, so Wohltorf weiter. Gerade die Nachfrage von jungen Familien aus Prenzlauer Berg und Neukölln sei auffällig hoch.

Isabell Jürgens
Quelle: Berliner Morgenpost (17.08.2019)