Tegel dicht: Wird das Wohnen in Pankow und Reinickendorf jetzt teurer?
Corona hatte schon für weniger Flugverkehr in Tegel gesorgt – jetzt aber ist es noch leiser geworden. Keine brüllenden Turbinen sind mehr über den Häusern von Spandau, Reinickendorf und Pankow zu hören. Die Wohngegenden in den Einflugschneisen Tegels nach Osten und Westen, in denen rund 300.000 Menschen leben, werden attraktiver – werden sie jetzt auch teurer?
Markus Gruhn, der Vorstandsvorsitzende des Rings Deutscher Makler (RDM) Berlin-Brandenburg, erwartet beim Verkauf von Wohnungen oder Häusern steigende Preise vor allem in Pankow: „Der Fluglärm war ein großer Malus.“
Tatsächlich würden die Preise erst jetzt nach oben gehen. Allein die Erwartung der Schließung Tegels habe nicht dazu geführt. Denn: „Der Kauf einer Immobilie ist eine Lebensentscheidung.“ Dabei spielten auch subjektive Einflüsse eine Rolle. Wer sich am vergangenen Freitag eine Wohnung in der Einflugschneise angesehen habe, und es sei ein Flugzeug darüber hinweg gebraust, sei vermutlich vom Kauf zurückgeschreckt, obwohl er wusste, dass zwei Tage später Ruhe einkehrt.
Für die Mieten habe die Stilllegung Tegels nach Gruhns Auffassung wegen des Mietendeckels keine Auswirkungen.
So sieht es auch der Makler Dirk Wohltorf, der im Norden Berlins seine Geschäfte macht: „Weil es keinen Markt für Mietwohnungen mehr gibt, und weil der Mietendeckel die Lage nicht berücksichtigt.“
Bei Kauf und Verkauf von Immobilien sei die Entwicklung zur Schließung Tegels hin bereits über Jahre hinweg „eingepreist“ gewesen, weshalb er auch keinen Boom in den jetzt leisen Gegenden erwartet. Natürlich seien Preise auch im Norden gestiegen: Kürzlich sei in der Holländerstraße in Reinickendorf eine Wohnung für 3000 Euro pro Quadratmeter verkauft worden, die vor zehn Jahren vielleicht 1500 Euro gekostet hätte – in einer Gegend, in die man nicht nur wegen des Krachs ungern gezogen sei.
Ob das aber auf den Wegfall des Lärms zurückzuführen sei, kann Wohltorf nicht mit Gewissheit sagen, weil die Wohnungsknappheit auch hier Folgen gezeitigt hätte.
Der Makler weist jedoch darauf hin, dass das Bezirksamt Reinickendorf vorsorglich für den Fall, dass die Verkaufspreise doch steigen, ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Mit seiner Hilfe soll herausgefunden werden, ob es für ein bislang verlärmtes Areal die rechtlichen Voraussetzungen für ein Milieuschutzgebiet gibt.
In so einem Gebiet wird beispielsweise die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen genehmigungspflichtig und ist bei einer Genehmigung Bedingungen unterworfen. So soll verhindert werden, dass die angestammte Wohnbevölkerung verdrängt wird.
Ein mit der Untersuchung beauftragtes Unternehmen hatte dazu im Bereich zwischen Klixstraße im Westen, Scharnweberstraße im Süden, Hechelstraße im Osten und Kienhorststraße im Norden an jeden zweiten Haushalt Fragebögen zur Wohnsituation verteilt.
Quelle: Berliner Kurier (08.11.2020)
Markus Gruhn, der Vorstandsvorsitzende des Rings Deutscher Makler (RDM) Berlin-Brandenburg, erwartet beim Verkauf von Wohnungen oder Häusern steigende Preise vor allem in Pankow: „Der Fluglärm war ein großer Malus.“
Tatsächlich würden die Preise erst jetzt nach oben gehen. Allein die Erwartung der Schließung Tegels habe nicht dazu geführt. Denn: „Der Kauf einer Immobilie ist eine Lebensentscheidung.“ Dabei spielten auch subjektive Einflüsse eine Rolle. Wer sich am vergangenen Freitag eine Wohnung in der Einflugschneise angesehen habe, und es sei ein Flugzeug darüber hinweg gebraust, sei vermutlich vom Kauf zurückgeschreckt, obwohl er wusste, dass zwei Tage später Ruhe einkehrt.
Für die Mieten habe die Stilllegung Tegels nach Gruhns Auffassung wegen des Mietendeckels keine Auswirkungen.
So sieht es auch der Makler Dirk Wohltorf, der im Norden Berlins seine Geschäfte macht: „Weil es keinen Markt für Mietwohnungen mehr gibt, und weil der Mietendeckel die Lage nicht berücksichtigt.“
Bei Kauf und Verkauf von Immobilien sei die Entwicklung zur Schließung Tegels hin bereits über Jahre hinweg „eingepreist“ gewesen, weshalb er auch keinen Boom in den jetzt leisen Gegenden erwartet. Natürlich seien Preise auch im Norden gestiegen: Kürzlich sei in der Holländerstraße in Reinickendorf eine Wohnung für 3000 Euro pro Quadratmeter verkauft worden, die vor zehn Jahren vielleicht 1500 Euro gekostet hätte – in einer Gegend, in die man nicht nur wegen des Krachs ungern gezogen sei.
Ob das aber auf den Wegfall des Lärms zurückzuführen sei, kann Wohltorf nicht mit Gewissheit sagen, weil die Wohnungsknappheit auch hier Folgen gezeitigt hätte.
Der Makler weist jedoch darauf hin, dass das Bezirksamt Reinickendorf vorsorglich für den Fall, dass die Verkaufspreise doch steigen, ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Mit seiner Hilfe soll herausgefunden werden, ob es für ein bislang verlärmtes Areal die rechtlichen Voraussetzungen für ein Milieuschutzgebiet gibt.
In so einem Gebiet wird beispielsweise die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen genehmigungspflichtig und ist bei einer Genehmigung Bedingungen unterworfen. So soll verhindert werden, dass die angestammte Wohnbevölkerung verdrängt wird.
Ein mit der Untersuchung beauftragtes Unternehmen hatte dazu im Bereich zwischen Klixstraße im Westen, Scharnweberstraße im Süden, Hechelstraße im Osten und Kienhorststraße im Norden an jeden zweiten Haushalt Fragebögen zur Wohnsituation verteilt.
Quelle: Berliner Kurier (08.11.2020)