Geschichte
Die Gründung Frohnaus geht auf das Jahr 1907 zurück, als von Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck dem in Schönfließ ansässigen Gutsbesitzer Baron Werner von Veltheim 3.000 Morgen Wald der „Stolper Heide“ zum Preis von etwa 1.800 Mark je Morgen (etwa 71 Pfennig pro m²) abkaufte und es der von ihm geleiteten Immobiliengesellschaft „Berliner Terrain-Centrale“ BTC in der Absicht überließ, eine Gartenstadt zu errichten. Diese schrieb Anfang 1908 einen Wettbewerb zur Erlangung von Bebauungs-Planvorschlägen aus. Den ersten Preis erhielten die an der Technischen Hochschule Charlottenburg tätigen Städtebau-Professoren Joseph Brix und Felix Genzmer. Dieser Entwurf ließ die Oranienburger Chaussee und die alten, durch den Wald führenden Dorfverbindungswege zwischen Hermsdorf, Hennigsdorf, Schönfließ Stolpe und Glienicke bestehen und ergänzte dieses grobe Wegenetz durch stark gekrümmte der Geländestruktur angepasste Straßenzüge zwischen denen Wald- und Schmuckplätze von Bebauung freigehalten werden sollten.
Gemäß dem hierauf beruhenden Bebauungsplan wurden innerhalb eines Jahres 40 Kilometer Straßen in den Wald geschlagen, von denen 18 Kilometer bereits gepflastert und mit 10.000 Straßenbäumen gesäumt sowie teilweise mit Gas- und Wasserleitungen versehen waren. Der Landschaftsarchitekt Ludwig Lesser erarbeitete ein Gesamtkonzept nach englischen Vorbildern, 56 Morgen Garten und Parkanlagen wurden hergerichtet und bepflanzt. Bei den geplanten Schmuckplatzanlagen entstanden so unter anderem der hölzerne „Pilz“, der Rosenanger sowie auch die Grünanlage am Edelhofdamm mit ihrem am Ende des Zerndorfer Weges befindlichen Pavillon. Ebenfalls durch ein Preisausschreiben wurde der Name Frohnau - also Frohe Aue – gefunden. Nachdem 1909 der Bebauungsplan beschlossen war, wandte Donnersmarck etwa 4 Millionen Mark für die Bauten am Bahnhof, die Straßen- und Gartenanlagen sowie die Gas- und Wasserleitungen auf.
Etwa zur gleichen Zeit entstand der wuchtige Wasserturm auf einer natürlichen Anhöhe, um von hier aus die Reinickendorfer Ortsteile Hermsdorf, Frohnau, Waidmannslust und Lübars mit dem erforderlichen kühlen Nass zu versorgen. Das Bahnhofsgebäude mit dem tief gelegenen Bahnsteig ließ die Eisenbahndirektion Berlin 1908–1910 nach einem Entwurf der Architektengemeinschaft Gustav Hart und Alfred Lesser errichten. Die Berliner Terrain-Centrale leistete einen Baukostenzuschuss von 30.000 Goldmark und übernahm die Betriebskosten für vier Jahre. Am 1. Mai 1910 wurde der neue Bahnhof Frohnau eingeweiht. Die radialen Haupterschließungsstraßen nahmen ihren Ausgangspunkt an der Doppelplatzanlage des Ludolfinger- und Cecilienplatzes. Der Ludolfingerplatz ist als westlicher Bahnhofsvorplatz der Ausgangspunkt der strahlenförmig in den Westteil Frohnaus führenden Straßen. Der halbrunde Cecilienplatz wurde in den 30iger Jahren in Zeltinger Platz umbenannt.
Das umliegende Gelände wurde parzelliert und an Bauwillige verkauft. Die Preise der Bauparzellen in der Gartenstadt richteten sich nach der Lage. Eine Quadratrute kostete 95,- bis 150,- Mark (Quadratrute, frühere deutsche Flächeneinheit; 1 Quadratrute =14,1846 m2). Der nordöstlichste Teil der geplanten Siedlung, für den bereits die Straßen gepflastert und Gehwege mit Straßenbäumen angelegt worden waren, wurde nie bebaut. Noch heute kann man den Frohnauer Forst dort über gepflasterte Straßen durchwandern. 1910 wurde der Bahnhof mit den ihn umgebenden Bauten fertig gestellt. Am 7. Mai 1910 fand am Kasinoturm die feierliche Einweihung der Gartenstadt Frohnau statt. Im Rahmen des bestehenden Ansiedlungsvertrages gründete man am 01.06.1910 die Freiwillige Feuerwehr Frohnau. Im gleichen Jahr ließen sie die ersten Bewohner Frohnaus nieder. Am 22. Mai 1910 kam das erste Frohnauer Baby auf die Welt.
Die Gartenstadt wuchs, die Familien, die das erste Ansiedlerverzeichnis nennt, gehörten im Durchschnitt dem gehobenen Bürgertum an. In der Zeit zwischen 1910 und 1914 wuchsen die ersten Familien zu einer Gemeinschaft zusammen, die sich dann im 1911 gegründeten Grundbesitzerverein organisierten. Kommunalrechtlich war Frohnau zuerst ein Teil des Gutsbezirks Stolpe und bildete seit Juli 1910 einen eigenen Gutsbezirk. Gutsbezirke waren in der Kaiserzeit kommunale Einheiten ohne Gemeindeverfassung. Gutsherrin in Frohnau und Ortsverwalterin war die Berliner Terrain-Centrale, deren Macht die Frohnauer Ansiedler nur das Gewicht ihres Grundbesitzervereins entgegensetzen konnten, da es keine gesetzliche Beteiligung der Ansiedler an der Ortsverwaltung gab. Seit Beginn des I. Weltkrieges wurden die Räume des Kasinos und die Turnhalle der höheren Mädchenschule (die heutige St. Hildegard – Kirche) zu einem Lazarett zur Pflege verwundeter Soldaten umfunktioniert.
Die Kriegsjahre und fast noch mehr die ersten Nachkriegsjahre hemmten die Entwicklung eines so jungen Ortes wie Frohnau und die späteren Kriegsjahre trafen die Frohnauer ebenso schwer wie alle Deutschen. Viele Einwohner gingen damals zur Selbstversorgung über. Hühner, Kaninchen und selbst Schweine wurden gehalten. Auf den Rasenflächen baute man Kartoffeln und Gemüse an. Die Bautätigkeit kam in dieser Zeit völlig zum Erliegen, denn die Neureichen zog es nach Grunewald und Dahlem. Nicht wenige Frohnauer verkauften ihr Häuser für wertlose Millionen. Manche verschafften sich Geld, indem sie die schönen alten Kiefern schlagen ließen. Fast der ganze Südwesten Frohnaus wurde damals entwaldet. Der Straßenname Am Kahlschlag erinnert an diese Verwüstung. 1922 errichtete man zum Gedenken an die im I. Weltkrieg gefallenen Frohnauer ein Kriegerdenkmal. Einige wenige Jahre nach dem Ende des I. Weltkrieges, gerade als die Schwierigkeiten durch die Inflation der deutschen Währung auf ihrem Höhepunkt waren, erwarb Dr. Dahlke ein Stück bewaldetes Land von rund 36.500 Quadratmetern in Frohnau und realisierte die Errichtung eines Hauses für Buddhisten. Inzwischen war die größte kommunalpolitische Änderung, die Frohnau erlebte, die Eingliederung in Groß-Berlin erfolgt.
Am 1. Oktober 1920 wurde Frohnau gegen den Widerstand seiner steuerkräftigen Bewohner in die Großgemeinde Berlin eingegliedert und bildet seitdem einen Ortsteil des Bezirks Reinickendorf. Erst die Stabilisierung der Mark ließ die Bautätigkeiten wieder aufleben. 1925 wurde die Babarossahöhe am Babarossakorso (Welfenallee) durch den „Vaterländischen Bauverein“ errichtet. Zur Bauausführung zog man kleinere und mittlere Betriebe aus der Umgebung Frohnaus heran. Die großzügigere Vergabe von Baukrediten und die erhebliche Erhöhung der Beamtengehälter 1927 belebten dann auch endlich die private Bautätigkeit. Die gebesserte Wirtschaftslage führte zur Wiederaufnahme des Polospiels. In dem zeitweise als Miethaus genutzten Klubhaus eröffnete wieder ein Lokal. Der Poloplatz wurde ursprünglich am 11. Mai 1913 mit einem Turnier eingeweiht. 1929 ließ das Bezirksamt Reinickendorf ein Schulgebäude (die heutige Victor-Gollancz-Schule) für die 18. Volksschule errichten.
Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, die allgemeine Belebung der Wirtschaft, der geförderte Zug aufs Land und Vertrauen in die Zukunft ließen den Bau von Einfamilienhäusern und damit auch die Einwohnerzahl in der Zeit des Nationalsozialismus stark ansteigen. Am 02.06.1935 wurde der Grundstein für die Johanneskirche gelegt. An der Nordspitze Frohnaus entstand die Invalidensiedlung für Kriegsinvaliden des I. Weltkrieges. 1937 gründete Josef Preiss in Frohnau einen Gartenbetrieb. Frohnau blieb, bis auf die Bombeneinschläge Im Fischgrund/Ecke Roseanger am 10.04.1941, von Zerstörungen während des II. Weltkrieges zunächst verschont. Im Dezember 1944 fiel aber ein Teppich von 40 Bomben auf Frohnau. 26 Häuser sind vollständig zerstört und 78 schwer beschädigt worden. Unter den Trümmern lagen 7 Tote. Ende April 1945 sah die Bevölkerung in angstvoller Erwartung dem Einmarsch der Russen entgegen.
Am 22. April 1945 besetzten die sowjetischen Truppen den Ortsteil. Wegen eines angeblichen Waffenfundes wurden die Geschäftshäuser Ludolfingerplatz 1-3 und 2 von den Sowjetischen Truppen in Brand gesetzt. Weil auch Frankreich ein Berliner Besatzungssektor eingeräumt worden war und die Engländer ihnen die Bezirke Reinickendorf und Wedding abgetreten hatten, trafen die Franzosen Mitte August ein. Die etwa 700 Offiziere und Beamten, größtenteils mit Familie, nahmen überwiegend in Frohnau Quartier. Die Bewohner wurden, wie auch anderen Orts, auf die Straße gesetzt. Ab 1949 ging es aufwärts. Die alte „Nordberliner Tagespost“ konnte wieder erscheinen, wenn auch unter dem Namen „Der Nord-Berliner“ und unter französischer Lizenz. Seit 1952 konnten die Frohnauer nicht mehr in das von Russen besetztes Gebiet, (im Volksmund Entenschnabel genannt) das sie an drei Seiten umschließt. Vom 12. August 1945 bis zum 2. Oktober 1990 gehörte Frohnau zum Französischen Sektor von Berlin.
In der Schönfließer Straße 19-21 ist noch das Tor zum früheren Französischen Nationalfriedhof zu sehen. Mit dem Mauerbau wurde Frohnau von seinem Hinterland abgeschnitten. Die S-Bahn zwischen den Bahnhöfen Frohnau und Hohen Neuendorf wurde stillgelegt und erst am 31. Mai 1992 wieder eröffnet. Auf dem verlassenen Bahnhof überwuchern Unkraut und Sträucher die alten technischen Anlagen. Von 1961 bis 1989 war der gesamte Ortsteil im Norden des Tegeler Forstes im Wesentlichen nur über zwei Hauptverkehrsstraßen beidseits der S-Bahn-Trasse erreichbar. Der 1977–1979 errichtete Richtfunkmast ist 358,58 Meter hoch und ermöglichte bis zur deutschen Wiedervereinigung eine Richtfunkverbindung mit der Bundesrepublik Deutschland. Zur Anlage gehört auch ein freistehender Stahlgitterturm mit einer Höhe von 117,5 Metern. Die Richtfunkstrecke hatte das Ziel, zwischen West-Berlin und Westdeutschland abhörfreie Telefonverbindungen zu ermöglichen. Das Wappen von Frohnau wurde 1987 im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt.
Quellen - Geschichte und Unterseiten:
Geschichte - Fotos
Frohnauer Grundbesitzerverein
Rechtsanwalt Johannes Neumann
Buch: Klaus Schlickeiser - Spaziergänge in Frohnau
Buch: Max Mechow - Frohnau Die Berliner Gartenstadt
Buch: Haude & Spener - Gartenstadt Frohnau
eigene Recherchen